Erziehungstipps gegen unerwünschtes Jagdverhalten – damit der Hund nicht zum Freiwild wird

Sicher ist der eine oder andere schon mal einem übereifrigen Jäger, Pächter etc. im Wald begegnet. Nach einer solchen Begegnung denkt man manchmal, dass ein Hund nich tin den Wald gehört, ohne Leine natürlich schon mal gar nicht. Man könnte den Eindruck haben, das der Jäger, Pächter der alleinige Herr des Waldes sei. Weit gefehlt! In NRW besteht auf den Wegen im Wald keine Leinenpflicht, auch während der Brut- und Setzzeit (April bis Mitte Juli) nicht. Natürlich sollte es selbstverständlich sein, ein Hetzen und Jagen von Wild zu unterbinden.

Das Jagen mag ein Problem für den Hundehalter sein – für den Hund ist es das nicht – Jagen ist für ihn die natürlichste Sache der Welt.  Das Jagdverhalten ist genetisch veranlagt und je nach Rasse durch Zucht mehr oder weniger stark ausgeprägt.Es gibt Hunde, die nach 200 Metern anhalten, weil das Wild bereits über alle Berge ist und dann gibt es das andere Extrem. Hunde, die tagelang weg sind und bis zur völligen Erschöpfung hetzen. Dazwischen gibt es die mittelmäßig passionierten Hunde, die „nur“ mal eben einen 2-stündigen Ausflug machen. Für jeden dieser Hunde sieht das Risiko anders aus und muss daher auch anders trainiert werden.
Bevor ich auf die Korrektur des unerwünschten Jagdverhaltens eingehe, möchte ich kurz den Unterschied zwischen Jagen und Hetzen verdeutlichen. Durch den Jagdtrieb wird der Hund veranlasst gezielt nach Fährten, also den Geruchsspuren eines Tieres, zu suchen und diese dann zu verfolgen. Hat der Hund die Beute gefunden und diese flüchtet, wird der Hetztrieb aktiviert. Der Ridgeback liebt den schnellen Lauf und reagiert auf die schnelle Bewegung. Mal jagt er mit tiefer Nase, mal stöbert er mit hoher Nase im Wind oder er hetzt mit erhobenem Kopf auf Sicht. Die Ausprägung zum Jagen / Hetzen ist bei jedem Ridgeback mehr oder weniger stark ausgeprägt. Für den Ridgeback bedeutet Hetzen Spaß und auch ohne den Jagderfolg kommt bei ihm Freude auf. Außerdem ist der Ridgeback ein ausdauernder, schneller Läufer, da ist es naheliegend, dass auch ei einem nicht allzu wachen Jagdtrieb der Verfolgungs- und Hetztrieb bei sichtbar flüchtenden Objekten sofort in Funktion tritt und der hundelose Hunde“besitzer“ schnell in Teufels Küche gerät, weil Ridgie gerade meint, einem Reh auf die Sprünge helfen zu müssen.


Lundi mag bei schwülem / warmen Wetter die Behäbigkeit in „Person“ sein, bei niedrigen Temperaturen – natürlich darf es auch nicht zu kalt sein – ist sie allerdings ein Energiebündel. Auch wenn vermeintlich kein Wild in der Nähe war, stand ich teilweise stinksauer und wie bestellt und nicht abgeholt in der Weltgeschichte herum. Sie rannte dann mit einem Affenzahn durchs Unterholz. Zum Glück hat sie nie größeren Schaden genommen, mal ein Kratzer hier oder da, aber das war es auch schon. Wie gerne hätte ich ihr diesen Sprint gegönnt, aber Wild und Jäger finden das gar nicht lustig. Sie weiß genau wo Wild zu finden ist und sucht dort immer mit erhobener Nase. Und auch wenn sie nichts sah – dachte sie sich wahrscheinlich was soll’s? Auf ins Gestrüpp und aufstöbern was so gerade zu finden war: Vögel, Hasen …egal. Sie trieb auch schon mal zwei Frischlinge in Herrchens Richtung und wollte ihm stolz zeigen was sie gefunden hat. Und Herrchen hielt sofort nach dem nächstbesten Baum Ausschau um sich in Sicherheit bringen zu können. Zum Glück bringt sie solche Aktionen nicht mehr!

Doch was auch immer dem Ridgeback in die Wiege gelegt wurde, wir haben es in der Hand und müssen das Beste draus machen. Leider sind viele Junghundebesitzer der Meinung, sie hätten kein Problem, denn ihr Hund jagt ja nicht. Aber oft kann sich das in der Pubertät ändern. Der Hund muss das Jagen zwar nicht mehr lernen, aber der Jagdtrieb muss erst entwickelt werden.
Häufig werden die Fehler schon im Welpenalter gemacht, denn es ist ja so süüüß, wenn der Welpe einem Schmetterling hinterherjagt. Da der Welpe ja keine Chance hat den Schmetterling zu erwischen lässt man ihn, aber hierdurch können schlafende Hunde geweckt werden. Beugen Sie deshalb rechtzeitig vor, indem Sie den Jagdtrieb umlenken. Weg von Schmetterling hin zu etwas anderem (Dummy, Ball etc.).
Jede Hatz ist zuviel, denn je öfter ein Hund „Erfolg“ hat, umso schwerer wird es dieses Verhalten wieder in den Griff zu bekommen. Denn jede Hatz ist für den Hund selbstbelohnend und verstärkt dieses unerwünschte Verhalten. Einen jagenden/hetzenden Hund umzuerziehen ist wohl die schwierigste Aufgabe überhaupt und vollständig wird man das nie in den Griff bekommen. Wir können höchstens versuchen den Jagdtrieb zu kontrollieren. Dies möchte ich versuchen Ihnen nahezubringen.

Bindung ist alles / Sicherheitsentzug
Um die Bindung zu meinen Beiden zu festigen, bestätige ich alles, was in meine Richtung geht: Blickkontakt, bei mir bleiben, an meiner Seite laufen, auf mich warten, mich im Auge behalten usw. Das wird immer durch Zuwendung, Leckerchen oder Spiel (bei uns sind es Leckerchen oder eine kleine Sprinteinheit – denn ich habe zwei Hunde, die ich mit Spielzeug nicht animiert bekomme) belohnt, denn wenn ich diese Dinge nicht beantworte, stellen meine Beiden dies ein, denn ein Verhalten, welches keinen Erfolg bringt, löschen sie.

Wenn dies geschieht hat man das Problem, dass der Hund sich um sein menschliches Anhängsel nicht mehr kümmert, dann versuchen viele die Aufmerksamkeit mit Bällchen, Leckerchen und dem ganzem Animationsrepertoire zurück zu holen. Oftmals vergeblich!

Ein Hund mit guter Bindung zu seinen Menschen hält diese immer im Blick. Bleiben Sie einfach mal ganz ruhig stehen (verdeckt durch einen Busch, Baum oder hocken Sie sich hin), wenn Ihr Hund sich das nächste Mal entfernt. Hunde sehen unbewegte Objekte nur schlecht, und wenn Ihr Hund Sie weder sieht noch hört, verunsichert ihn das und er kommt nachschauen, ob Sie noch da sind. Nun ist es der Hund, der feststellt: "Eben waren meine Menschen doch noch da?!"

Da Ihr Hund ein sehr gutes Gehör besitzt, können Sie seine Aufmerksamkeit auch fördern, indem sie möglichst leise mit ihm sprechen. Futter ist auch immer ein gutes "Argument", in der Nähe des Menschen zu bleiben. Man kann ruhig einen großen Teil des Futters auf dem Spaziergang geben. Ich bin da ganz großzügig und belohne auch Dinge, für die meine Hunde normalerweise nichts mehr bekommen.

Sie können während des Spaziergangs auch Kontaktspiele einleiten: Dazu gehen Sie zügig vorwärts, und animieren Ihren Hund, mitzukommen. Dazu gebraucht man möglichst keine Stimme, nur ein Schnalzen mit der Zunge ist erlaubt. Ab und an wird mit Futter bestätigt, aber nicht zuviel, denn Ihr Hund soll nicht nur dem Futter nachlaufen. Bei jeder Übung zeigt man dem Hund etwas Tolles, z.B. ein Spielzeug, dass man "überraschend" findet, einen Bach zum Plantschen usw.

Mit der Zeit wird Ihr Hund immer wieder zu seinem „Animateur“ hinschauen, um ja nichts zu verpassen und Kontakt zu Ihnen aufnehmen, den Sie mit einfachen Gesten wie Kopfnicken, Lächeln, Augenzwinkern, einer kurzen Berührung oder einigen freundlichen Worten beantworten sollten. So fühlt sich Ihr Hund anerkannt.

Beschäftigen Sie sich mit Ihrem Hund, bevor er sich selbst beschäftigt!
Einen Jagdabbruch kann man nicht üben, indem man mit Händen in den Hosentaschen am Wegesrand steht und erwartet, dass der Hund auf Pfiff wie angewurzelt stehen bleibt und ihn das flüchtende Wild völlig kalt lässt.

Machen Sie sich so interessant, dass Ihr Hund gar nicht erst auf den Gedanken kommt sich zu verselbständigen. Er muss das Gefühl haben, dass er etwas Tolles verpassen könnte, wenn er sie aus den Augen lässt. Ergo: nicht einfach daherlatschen und die Natur genießen, sonst genießt Ihr Hund auch die Natur - allerdings nicht in Ihrem sondern in seinem Sinne und nicht immer zur Freude der Wildtiere und Jäger. Seien Sie Ihrem Hund immer einen Schritt voraus, um ihn rechtzeitig abrufen und mit einer Ersatzhandlung ablenken zu können. Gestalten Sie den Spaziergang doch zu einem spannenden Ausflug und kommen Sie so dem "Jagdmodus" zuvor. Bieten Sie Ihrem Wildfang die Möglichkeit, seine Jagdlust abzureagieren - zu Spielregeln, die akzeptabel sind und auch für den Hund einen Sinn ergeben.

Vorschläge für einen "Jagdausflug":

Geschicklichkeitsspiele:
- gemeinsam mit dem Hund klettern oder balancieren, Slalom um Hindernisse laufen
- lassen Sie ihn über Hindernisse springen (Gräben, Bäche, Baumstämme usw.)

Lauf- / Bewegungsspiele:
- Tempo verändern, plötzlich erstarren, Haken schlagen, rückwärts oder seitlich laufen, hüpfen, sich drehen, auf Zehenspitzen gehen, geduckt, schleichen oder Gehorsamsübungen einflechten (Sitz, Platz, Steh aus der Bewegung, Komm – wenn Ridgie meint sich gerade selbständig machen zu können)
- das Laufbedürfnis neben dem Fahrrad befriedigen
- um ein Hindernis herum jagen und gejagt werden
- Legen Sie Ihren Hund ab und verteilen Sie rechts und links am Wegrand kleine Leckerchen. Dann rufen Sie ihn durch diese Futtergasse zu sich. Wenn er das gemeistert hat (ohne sich die Leckerchen schon einzuverleiben) darf er danach die Leckerchen suchen und fressen.

Such- / Versteckspiele:
- Leckerchen fallen lassen und so tun, als habe man es gerade gefunden
- Dummy/Spielzeug "verlieren" und Ihren Hund nach einigen Metern zurückschicken, um es zu holen, anschließend natürlich damit spielen.
- Leckerchen / Futterdummy ins Gras werfen oder verstecken (z. B. unter Laub)
- Verstecken Sie z. B. einen Futterdummy und weisen sie Ihren Hund ein, d.h., schicken Sie ihn dorthin wo der Dummy liegt.
- verstecken Sie sich hinter einem Baum / Busch und lassen Sie sich suchen (am besten geht das zu Zweit – vor allem wenn der Hund noch nicht sauber an einer Stelle verharrt)

Futterdummy:
Am Ende jedes Jagdausfluges sollte Futter stehen, die Endhandlung beim Jagen ist Fressen, und bei einem Jagdspiel sollte der Hund immer dazu kommen. Hierzu ist ein Futterdummy als Belohnung für die verpasste Jagd sehr hilfreich. Die Arbeit mit dieser Ersatzbeute verschafft nicht nur Bewegung sondern fördert Ihren Hund auch intellektuell. Der Hund hat soooooooo eine tolle Beute gemacht und kommt nicht an das Futter heran…der Futterdummy ist für den Hund ein hoffnungsloser Fall (es sei denn man hat einen Hund der sofort alles zerfetzt  , dann muss man schnell reagieren und seinem Hund klarmachen dass es so nicht geht). Durch Selbstversuche kann Ihr Ridgeback nur lernen, wie wichtig es ist mit seinem Boss zusammen zu arbeiten. Wenn der Hund Ihnen dann mit leuchtenden Augen stolz die „Beute“ bringt, verstärkt sich auch das Band zwischen Ihnen. Zum Abschluss krönt man die erfolgreiche Jagd, indem man den Hund absitzen lässt und ihn aus dem Beutel füttert (bei Lundi müssen wir leider das Futter selbst aus dem Beutel nehmen, da dieser aufgrund Ihrer Gier sonst sofort leer ist). Somit erhält Ihr Hund seinen verdienten Anteil an der Beute. Mit der Zeit müssen Sie kreativer werden um die Suche für Ihren Ridgeback zu erschweren (was gar nicht so einfach ist wenn Sie unter Beobachtung stehen  ). Werfen Sie den Futterdummy z.B. in unerreichbare Höhe für Ihren Hund, kann sich die Bindung noch weiter verstärken, wenn Sie die „Beute“ retten und somit für das Futter sorgen.
Bei diesem Spiel kann Ihr Hund seine Jagdlust abreagieren - und das Schöne dabei: ohne seinen Menschen geht es nicht. Es lohnt sich also, Kontakt zu ihm zu halten. Der Mensch wird zum Verbündeten. Auf solchen Spaziergängen muss der Hund immer wieder die Überlegenheit seines Menschen neidlos anerkennen. Und einem solch kompetenten "Verbündeten" kann man sich auch völlig unbesorgt unterordnen.... "Mein Mensch wird es schon richten".

Fährtenarbeit:
Es ist schon schwer genug Hunde, die auf Sicht hetzen, davon abzuhalten. Aber noch schwieriger wird es wenn Ihr Hund gar kein Wild zu sehen braucht und seine Leidenschaft darin besteht, einer Spur zu folgen. Oftmals interessieren sich solche Hunde sich nur wenig für Spiel oder Futter. Hier kann man versuchen, durch richtige Fährtenarbeit, einem solch passionierten Jäger die Möglichkeit zu geben, seine Leidenschaft auszuleben. Allerdings ist Aufwand sehr hoch, wer diesen Aufwand scheut, kann versuchen das Schnüffeln mit dem folgenden Training zu kontrollieren. Lassen Sie Ihren Hund absitzen oder -liegen. Nehmen Sie ein Tuch, legen es zwischen sich und Ihren Hund und legen ein Leckerchen darunter. Rufen Sie ihn zu sich, verbieten ihm aber das Schnuppern am Tuch mit Ihrem Verbotswort und belohnen Sie ihn fürstlich, wenn er kommt. Klappt das, fordern Sie ihn mit "Such" gezielt zum Suchen auf. Dann darf er sich das Leckerchen erschnüffeln. Wenn Ihr Hund das beherrscht, können Sie das Üben nach draußen verlegen und beim Spaziergang ab und zu etwas auf dem Weg deponieren und mit der Zeit den Abstand vergrößern. Er kann sich beim Kommando „Such“ seine Belohnung selbst erarbeiten, zeitgleich lernt Ihr Hund, dass es bei "Nein" viel lohnender ist, zu Ihnen zu kommen und sich den Jackpot abzuholen.

Schleppleinen – Training:
Solange der Grundgehorsam noch nicht ausreichend ist, sollte man seinen Hund in wildreichem Gelände zur Sicherheit lieber an eine überlange (5 - 10 m) Leine legen, damit er sich nicht einfach durch Hetzen oder das Verfolgen einer Spur selbst belohnen kann.

Da ich mich mit dem Thema Schleppleinen - Training nicht wirklich befasst habe (die Gründe habe ich unten aufgeführt), möchte ich hier auf die Einsatzmöglichkeiten nicht weiter eingehen und lieber auf die einschlägige Literatur verweisen.

Auf jeden Fall sollte der Hund (aufgrund des heftigen Leinenrucks beim Durchstarten) unbedingt ein gut sitzendes Brustgeschirr tragen, damit die Halswirbel verschont bleiben.

Hier ein paar Gründe, die mich von der Schleppleine im eigentlichen Sinn abhalten.
Wenn man die Leine einfach schleifen lässt und man seinen Wildfang durch Drauftreten korrigieren will, muss man sich immer in der Nähe des Leinenendes befinden und dazu noch sehr reaktionsschnell sein – was meist wohl ein frommer Wunsch bleiben wird.

Mir wird es immer ein Rätsel bleiben, wie man als Besitzer eines etwas größeren Hundes diesen so stoppen soll, ohne dass man von den Füßen geholt wird. Eh' man sich's versieht fliegt man durch die Luft wobei Verletzungen nicht ausgeschlossen sind.Auf jeden Fall sollte man auch seine Hände mit Handschuhen schützen (im sommer echt lästig und vor allem warm).

Sicher können Knoten in der Leine hilfreich sein, die man alle 3 m in die Leine macht, dann rutscht die Leine beim Drauftreten nicht unter den Füßen durch. Bedenken Sie aber, dass ein Hund, der mit der Schleppleine durchbrennt, sehr gefährlich lebt, besonders wenn Knoten in der Leine sind. Die Leine kann sich zwischen Steinen und Wurzeln verklemmen und der Hund bekommt einen strafenden Ruck, auch wenn er gerade "nichts" getan hat. Auch kann der Hund sich verheddern und durch die Leine in eine lebensbedrohliche Situation kommen.

Aber das Wichtigste: Die Schleppleine ist ein Hilfsmittel, das JEDER Hund früher oder später durchschaut !

Warte:
Sol
lte sich Ihr Hund zu weit von Ihnen entfernen, können Sie ihn mit einem Hörzeichen, wie z.B. „steh“ / „langsam“ ausbremsen. Beobachten Sie Ihren Hund genau: zeigt er Anzeichen von Jagdverhalten (z.B. Nase in den Wind halten), sollten Sie ihn ermahnen und bei Fuß gehen lassen. Ich rufe meinen Hunden in solchen Situationen ein bestimmendes: „Wag es Dich!“ zu. Natürlich muss das bei Fuß gehen versüßt werden (wie ist Ihnen überlassen). Wir sollten auf keinen Fall lange nachtragend sein und unseren Hund wieder frei lassen! Loben nicht vergessen! Hat er sich wieder etwas zu weit entfernt rufen wir ihn erneut, und wenn er dann kommt, loben wir ihn über den Klee.

Und wenn es doch mal passiert ist (meine beiden sind so gewitzt, die wissen genau wenn man mal nicht 100-%ig auf sie achtet, meist wenn man zu zweit spazieren geht) rufen Sie nie in wiederkehrenden Abständen und im immer gleichen Tonfall: „Komm hier, komm hier …“. Ihr Hund wird das als: Alles in Ordnung ich bin hier, ich bin hier… interpretieren. Es macht keinen Sinn wenn man wie ein „Fels in der Brandung“ stehen bleibt und den Hund ruft.

Normalerweise rufe / pfeife ich (je nachdem welcher Hund gerade den Abflug gemacht hat) einmal, vielleicht auch noch ein zweites Mal. Aber zwischenzeitlich habe ich den Eindruck dass Ridgie seine Ohren nur zur Zierde hat und diese auf Durchzug stehen. Wenn er nach dem zweiten ruf / Pfiff immer noch der Meinung ist, nicht kommen zu müssen, gehe ich in entgegengesetzter Richtung davon oder ich verstecke mich, damit mich der Ausreißer nicht sofort findet, dies ist für meine die höchste Strafe die es gibt und sie überlegen sich beim nächsten Mal ob es wirklich wert ist alleine auf Tour zu gehen. Natürlich klappt das nur in den Fällen, wo die Nähe des Menschen einen großen Wert für den Hund hat. Ist dies nicht der Fall wird Ihr Hund sich mit großer Wahrscheinlichkeit auf die Suche nach dem Jagdglück machen.

Einen Nachteil hat dieses „allein im Wald stehen lassen“ bei überaus unsicheren Sensibelchen. Hier kann es Ihnen passieren, dass diese darauf evtl. mit übersteigerter Anhänglichkeit „antworten“.

Strafe:
Viele sagen, dass man einen Hund nie strafen, wenn er nach einem "Ausflug" zurückkommt. Für Welpen und Junghunde, die noch im Aufbau sind, gehe ich damit konform. Aber bei einem erwachsenen Hund sehe ich das anders. Meiner Meinung nach weiß er genau, dass er gerade unerlaubtes getan hat. Beantworten Sie sich eine Frage: „ Wie soll mein Hund wissen, dass mir sein Verhalten missfällt, wenn ich ihn immer nur lobe, wenn er zurückkommt?“ Leider funktioniert das beschriebene Komm- und Abbruch-Training nicht immer, schließlich ist unser Hund immer noch Tier mit Instinkten, die man nicht mal eben so abschalten kann.

Sicherlich darf man den Hund auf keinen Fall strafen, wenn man ihn irgendwo sieht und dann nochmals ruft. Wenn wir ihn korrigieren wollen müssen wir auf ihn zu gehen und nicht ihn auf uns zukommen lassen. Und in solchen Fällen lasse ich ihn meinen Unmut auch verspätet spüren. Und entgegen aller Weisheiten, habe ich den Eindruck, dass er genau versteht, weshalb ich mit ihm schimpfe. Es hängt vom jeweiligen Hund ab, wie stark ich mit ihm schimpfen muss. Bei unserer Hündin kann es ruhig etwas resoluter zugehen während bei unserem Hypersensibelchen von Rüden das schimpfen ganz anders von statten gehen muss. Aber oftmals komme ich gar nicht dazu meinen Rüden zu disziplinieren, denn unsere Hündin setzt ihm oftmals nach und holt ihn zurück oder wenn er schon über alle Berge ist und er kommt zurück maßregelt sie ihn.

Der Superpfiff:
Dieser Superpfiff sollte ein Notsignal sein, welches man möglichst selten anwendet. Wird der zu häufig angewendet, besteht die Gefahr, dass der Superpfiff sich abnutzt und zum Kommsignal „mutiert“.

Das Zurückkommen muss sich hier wirklich lohnen! Das wird erreicht, indem der Gehorsam auf diesen Pfiff immer extrem stark belohnt wird. Mit einem Superhappen, den der Hund NUR bei diesen Trainingseinheiten erhält. Werden Sie z.B. zum Wurst- / Käse- oder Trockenfischlieferanten. Damit das Signal im Notfall wirkt, muss es natürlich etabliert werden. Dazu übt man das Signal erstmal ohne Ablenkung, z. B. in der Wohnung oder in ganz normalen Situationen, z. B, wenn der Hund sowieso gerade in der Nähe ist, oder wenn er gerade kommt, dann sofort Pfiff – Futter rein in den Hund. Das muss so schnell aufeinander folgen, dass der Hund sein Glück kaum fassen kann, damit ein reflexähnliches Verhalten daraus wird und abwägen zwischen Kommen oder irgendwas anderes tun auf ein Minimum reduziert wird.

Steht der Hund schon sabbernd vor Ihnen sobald sie nach der Pfeife greifen (trotzdem pfeifen!), wird verlegt man das Training z. B. in den Garten mit möglichst wenig Ablenkung. Ins Gelände geht es, sobald es gut im Garten funktioniert. Nun steigern wir langsam von ablenkungsarmen zu ablenkungsreichen Situationen. Immer nur EINMAL pfeifen. Lässt sich Ihr Hund ablenken und kommt nicht zügig, müssen Sie einen Schritt zurückgehen um nach und nach die Ablenkung wieder stärker werden zu lassen. Achten Sie permanent auf die korrekte Ausführung des Kommandos.

Üben Sie verschiedenen Orten und in den unterschiedlichsten Situationen. Es versteht sich von selbst, dass der Jackpot nur vom Hundeführer „gezahlt“ wird. Entscheidend ist, dass der Hund auf den ersten Pfiff schon Gewehr bei Fuß steht. Erst wenn Sie sich sicher sind, kommt der große Praxistest. Wenn der Hund dann bei Pfiff sofort herumwirbelt und angesaust kommt, haben Sie es geschafft. Dann hat sich ihr Hund seinen "Jackpot" verdient und Ihre Chancen auf Gehorsam bei einer Wildbegegnung steigen.

Das Geheimnis des Superpfiffs liegt im häufigen Training unter wechselnden Umständen und der sehr seltenen Anwendung im Notfall. Es dient lediglich als Rettungsanker, wenn alles andere versagt, soll ein besonderes Signal bleiben und muss immer mit Suuuuperleckerchen belohnt werden. Zu häufiger Einsatz bei Wildbegegnungen zerstört es. Wenn Sie den Superpfiff in einer Ernstsituation benutzt haben, müssen sie im Anschluss daran wieder einige Male die direkte Futterbelohnung sofort nach dem Pfiff ausführen. Festigen können Sie den Superpfiff, wenn Sie Ihren Hund z.B. auf einer Wiese ablegen und sich relativ weit entfernen. Wenn sie dann pfeifen, animieren Sie Ihren Hund, so schnell wie möglich zu Ihnen zu kommen. Bei der Wiedervereinigung tun Sie so, als fielen sämtliche Feiertage zusammen.

Natürlich gibt es auch hier eine Gefahr: wird der Superpfiff falsch aufgebaut, kann er das Jagdverhalten verstärken. Das heißt, dass Ihr Hund ohne ersichtlichen Grund losspurtet, weil er hofft, dass man pfeift, sondern auch, dass er der Meinung ist, dass Sie zur Jagd aufrufen. Dies geschieht unter Garantie dann, wenn man ein paar Mal den Hund abpfeift und er trotzdem weiter hetzt. Für den Hund hat der Pfiff nun die Bedeutung "Hurra, auf zur Jagd". Es kann also passieren, dass man sich dadurch einen Hund erzieht, der mehr als früher nach Wild Ausschau hält um wieder ein Lob von Ihnen zu bekommen. Aber es gibt noch viel gewitztere Hunde, unsere Hündin ist ein solches Schlitzohr, das extra abhaut, um wieder zurückgerufen zu werden und ein Lob einzuheimsen. Leider ist es so, dass je öfter man im Ernstfall pfeift, desto schlechter funktioniert dieses Signal. Seien Sie also vorsichtig und achten Sie darauf, dass Ihr Hund mit dem Pfiff kein bestimmtes Verhalten verknüpft. Besonders schnell kommt es zu dieser Verknüpfung, wenn man in Problemsituationen übt und der Pfiff wie eine Belohnung für das ungewünschte Verhalten dafür wirkt. Pfeifen Sie nicht nur dann, wenn der Hund gerade wegläuft oder bereits auf der Pirsch ist. Benutzen Sie den Superpfiff sehr sparsam, wenn nichts anderes mehr hilft und frischen Sie den Pfiff in unverfänglichen Situationen z.B. während des Spazierganges auf: mal wenn Ihr Hund gerade schnuppert, wenn er irgendwo herumsteht oder aber wenn er sich umdreht, um zurück zu kommen.

Verschwenden Sie den Superpfiff nicht, bauen Sie sich eine Rückrufkette (von weichen Hörzeichen, über eindeutige Befehle, bis zur Notbremse Superpfiff) auf. Meist genügt schon ein weiches "komm". Mehr Nachdruck hat das "hierher" und wenn Ihr Hund auf Durchzug gestellt hat, hilft evtl. der Hundename. Erst wenn der auch nicht hilft, kommt ein verbales Abbruch- / Rückkehrsignal und als allerletzte Notbremse der Superpfiff. Wobei natürlich nicht immer die Reihenfolge eingehalten werden muss. Aber mit der Zeit weiß man, welche Situation welches Signal notwendig macht.

Bedenken Sie: Hunde sind nicht dumm!
Wenn Sie Ihren Hund endlich so weit haben, dass er bei Wildbegegnungen zu Ihnen kommt, machen Sie diesen Erfolg nicht wieder zunichte, indem Sie ihn nach dem Loben sofort wieder laufen lassen, denn das würde er als Freibrief zum Weiterhetzen auffassen! Lassen Sie ihn noch ein Weilchen "bei Fuß" gehen, und geben Sie Ihn wieder frei, wenn das Jagdfieber abgeklungen ist.

An "gefährlichen" Stellen (i. d. R. sind das bei uns die Futterstellen für Wild) sollte man immer besonders aufmerksam sein. Wenn Sie das Wild schon vor ihrem Hund bemerken, verwarnen Sie ihn sofort ("Wag es dich!?!") oder nehmen Sie ihn "bei Fuß". Dies muss natürlich angemessen belohnt werden, damit der Hund merkt: ich muss nicht unbedingt lossprinten, um meine Belohnung zu erhalten. In wildreichen Gebieten belohne ich lieber einmal zu viel als zu wenig.

Grundgehorsam:
Das beste „Anti-Jagd-Training“ wird kaum von Erfolg gekrönt sein, wenn man versucht seinen Hund aus einer Reizlage heraus aus größerer Entfernung zu kontrollieren, wenn es nicht mal im Nahbereich zu schaffen ist, die Grundlagen müssen sitzen! Seien Sie ehrlich zu sich selbst:

- Sind Sie in der Lage, die Bewegungsfreiheit Ihres Hundes unter jeglichen Bedingungen einzuschränken?
- Können Sie ihn irgendwo "parken", ohne dass er von selbst das Kommando aufhebt? Obwohl z. B. spielende Hunde in der Nähe sind?
- Ist Ihr Hund leinenführig?
- Stimmt die Bindung? Bleibt der Hund auch unter Ablenkungen freiwillig in Ihrer direkten Nähe?

Wenn nicht - dann arbeiten Sie unbedingt an diesen Grundlagen!